Wie vollzieht sich eine symbolische Revolution? Wann hat sie Erfolg? Am Beispiel des Begründers
der modernen Malerei Édouard Manet geht der große französische Soziologe diesen Fragen in
seinen bahnbrechenden Vorlesungen am Collège de France aus den Jahren 1998 bis 2000 nach.
Begleitet werden die Vorlesungen von einem Manuskript über Manet an dem Bourdieu mit seiner
Frau Marie-Claire gearbeitet hat. Eine Entdeckung! Bourdieu situiert Manets Malerei in der
Krise der Kunst Mitte des 19. Jahrhunderts - in einem Moment in dem zum einen die Zahl der
Künstler zunimmt und zum anderen die staatliche Autorität in der Beurteilung des Wertes von
Kunst fundamental in Frage gestellt wird. In dieser Situation bricht Manet mit den Regeln der
akademischen Malerei und revolutioniert die gesamte ästhetische Ordnung. Seine Gemälde sind als
Kampfansagen zu verstehen: an die Bewahrer des Akademismus an den Populismus der Realisten an
den kommerziellen Ekklektizismus der Genremaler und sogar an den im Entstehen begriffenen
Impressionismus. Solche symbolischen Revolutionen so arbeitet Bourdieu heraus sind nur vor
dem Hintergrund der Konstellationen des gesamten kulturellen Feldes zu erklären. Mit seinen
Studien zu Manet hat Bourdieu nicht weniger als ein Grundlagenwerk der Kunstsoziologie
geschaffen.