Wer hat Macht und aufgrund welcher institutionellen Strukturen Ressourcen und Möglichkeiten?
Kann es sein dass wir in den letzten Jahrzehnten im Schatten eines abstrakten liberalen
Gleichheitsideals verlernt haben die konkreten Machtverhältnisse und Ungleichheiten unserer
Gesellschaften zu sehen - und uns die neuen ökonomischen Verwerfungen und rechtspopulistischen
Mobilisierungen deshalb relativ unvorbereitet trafen? Ja sagt Danielle Allen und entwickelt
in ihrem Buch ein neues Verständnis politischer Gleichheit für Gesellschaften großer sozialer
und kultureller Vielfalt. Ausgangspunkt ihrer Analyse ist das Verhältnis zwischen negativen und
positiven Rechten. Im Gegensatz zur einflussreichen liberalen Theorie à la Rawls plädiert Allen
dafür beiden die gleiche Wichtigkeit einzuräumen - und gelangt so zu einer Theorie der
Gerechtigkeit die auf dem Prinzip »Differenz ohne Herrschaft« basiert. Im Lichte dieses
Prinzips lassen sich beispielsweise Probleme des gesellschaftlichen Zusammenhalts produktiv
bearbeiten. Echte politische Gleichheit so Allen lässt sich nur in demokratischen
Gesellschaften mit starken sozialen Bindungen realisieren. Dazu gilt es Differenzen
auszuhalten und neue Kulturen der Interaktion aufzubauen. Und es braucht eine Politik die
genau dies etwa durch entsprechende sozial- und wirtschaftspolitische Maßnahmen fördert. Eine
Theorie für das 21. Jahrhundert.