Die amerikanische Serie TV-Serie Holocaust wurde im Januar 1979 in Deutschland ausgestrahlt und
hatte eine damals nicht vorstellbare Wirkung. Über 20 Millionen Menschen sahen das
Medienereignis und wurden so intensiv und emotional enorm berührend mit dem
nationalsozialistischen Massenmord konfrontiert. Die Ausstrahlung von Holocaust gilt als
erinnerungsgeschichtliche Zäsur und Meilenstein in der Aufarbeitung der NS-Gräuel. Der Begriff
Holocaust wurde 1979 »Wort des Jahres« und gab jenem Verbrechen das Winston Churchill noch
»crime without a name« bezeichnete einen Namen. Lange Zeit hatten die Deutschen noch
unreflektiert in der nationalsozialistischen Terminologie von der »Endlösung« gesprochen. Der
Erfolg der amerikanischen Holocaust-Produktion ermutigte deutsche Rundfunkanstalten eigene
Serien zum Dritten Reich in Auftrag zu geben. Sie hatten eine »visuelle Integration« jüdischer
Figuren zum Ziel. Darunter verstand der Schriftsteller Wolfdietrich Schnurre ein
gesellschaftspolitisches Anliegen: Durch das Sichtbarmachen jüdischer Kultur im Fernsehen
sollte diese nicht nur ins Fernsehen sondern auch in das Bewusstsein der
bundesrepublikanischen Gesellschaft gerückt werden. Ausgehend vom gesellschaftspädagogischen
Auftrag und Selbstverständnis des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zeigt diese Studie wie das
normative Anliegen der »visuellen Integration« in den erinnerungspolitisch aufgeladenen
1980er-Jahren im Spannungsfeld von Aufklärungswillen und Geschichtsvergessenheit nur bedingt
erreicht wurde. Als Fallbeispiele dienen Soll und Haben Holocaust Ein Stück Himmel Heimat
Levin und Gutman sowie Kir Royal.