Der Anspruch Geschichte als "Historische Sozialwissenschaft" zu betreiben hat seit den späten
1960er Jahren entscheidend zur Etablierung der Sozialgeschichte in Westdeutschland beigetragen.
Maßgeblichen Anteil daran hatten Hans-Ulrich Wehler an der neugegründeten Universität Bielefeld
und der 1933 emigrierte Hans Rosenberg die persönlich fachlich und politisch eng miteinander
verbunden waren. Der Briefwechsel dieser zwei international bekannten deutschen Historiker ist
eine herausragende Quelle für die Wissenschaftsgeschichte der Sozialgeschichte in Deutschland
und für die strategischen Planungen und institutionellen Gründungen einer sich kritisch
nennenden Geschichtswissenschaft. Die oft anschaulich und oftmals selbst- und fremdkritisch
geschriebenen Briefe ermöglichen Einblicke in die hinter ihren Werken stehenden
Historikerpersönlichkeiten und in die Entstehungsprozesse ihrer Studien. Eine ausführliche
Einleitung mit zwei längeren Biographien der Briefschreiber die Vito Gironda und Manfred
Hettling auf der Grundlage neuer unveröffentlichter Quellen erarbeitet haben ermöglicht eine
fundierte Einbettung in die Entwicklung der deutschen Geschichtswissenschaft. Die Briefe und
ihre ausführliche Einordnung in den fachlichen und biographischen Kontext vertiefen und
differenzieren unser Wissen über die Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert und
entmythologisieren das Bild der Sozialgeschichte Bielefelder Prägung.