Kaum eine zweite kirchenleitende Persönlichkeit aus der Zeit der NS-Herrschaft ist heute so
umstritten wie der frühere Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Hans
Meiser. In den 1950 60er Jahren als mutiger Gegner des Nationalsozialismus hoch geachtet und in
Bayern mit der Benennung von Straßen geehrt fiel er in den erinnerungskulturellen Debatten der
jüngsten Vergangenheit unter das Verdikt ein Nazi-Bischof und Antisemit gewesen zu sein. Die
erste wissenschaftliche Biographie über Hans Meiser zeigt dass solche eindimensionalen Urteile
der historischen Person nicht gerecht werden. Jenseits der polarisierten erinnerungskulturellen
Debatten über die nach Meiser benannten Straßen untersucht sie umfassend und differenziert sein
kirchliches Handeln in den grundstürzenden politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts vom
Kaiserreich über die Weimarer Republik und die NS-Herrschaft bis hin zur jungen Bundesrepublik.