Gegenwärtige evolutionstheoretische Perspektiven untersuchen Religion hinsichtlich der Frage
wie sie evolutionär entstanden ist oder worin ihr evolutionärer Vorteil liegt bzw. ob Religion
überhaupt einen evolutionären Vorteil darstellt (z. B. Pascal Boyer Justin L. Barrett Stewart
E. Guthrie David S. Wilson). Diese Arbeit bringt evolutionstheoretische Perspektiven
demgegenüber noch einmal anders zur Sprache. Sie positioniert das biblische Sozialethos im
Gegenüber zu evolutionär erfolgreichen Verhaltensweisen. Nächstenliebe gegenüber Fremden und
Statusverzicht werden biblisch als gebotene Verhaltensweisen bestimmt gegenüber einem
evolutionär erfolgreichen Verhalten der Sorge um die Erhöhung der eigenen Überlebens- und
Reproduktionschancen zulasten anderer. Zugleich ist der Mensch aus der Perspektive einer
evolutionären Anthropologie Natur- und Kulturwesen von archaischen Instinkten getrieben und
zugleich lehr- und lernfähig. Er kann Narrative und Rituale entwerfen die sein Verhalten
jenseits archaischer Instinkte informieren. Christlicher Glaube übt in diesem Sinn in
Orientierung an der geglaubten Güte Gottes eine Wahrnehmung der Welt ein wonach
Lebensmöglichkeiten nicht gegeneinander ausgespielt zu werden brauchen sondern miteinander
entwickelt werden können. Er widerspricht damit evolutionär vorgeprägten Verhaltens- und
Wahrnehmungsstrukturen des Menschen (vgl. Soziobiologie evolutionäre Pschologie).