Schon vor dem Ersten Weltkrieg war der Neue Wall eine bevorzugte Einkaufs- und Geschäftsstraße
in der Hamburger Innenstadt. In den 1930er-Jahren gab es dort über 40 Geschäfte Firmensitze
und Banken mit jüdischen Inhabern. Sie blieben auch nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten in der Hoffnung dass die neue Regierung sich nach dem rüden
Antisemitismus der ersten Monate und dem "Judenboykott" vom 1. April 1933 mäßigen werde. Aber
die teils seit Jahrzehnten am Neuen Wall ansässigen Unternehmen wie das Damenmodegeschäft Gebr.
Hirschfeld das Hutgeschäft Hammerschlag der Optiker Campbell & Co. der Fotograf Max
Halberstadt das Bankhaus Philipson & Wolff - sie alle konnten Druck und Entrechtung durch das
NS-Regimes am Ende nicht standhalten. Einige Unternehmen wurden schon vor dem Pogrom vom 9.
10. November 1938 "arisiert" ihre Besitzer mussten weit unter Wert an Nutznießer des Regimes
verkaufen ihre Konten wurden gesperrt ihre Lebensgrundlagen zerstört. Wer konnte wanderte
aus musste aber seinen Besitz zurücklassen oder versteigern. Nicht allen gelang die Flucht
manche wurden in Vernichtungslager deportiert oder starben unter dem Druck der Verfolgung. Wer
den Krieg und das Exil überlebt hatte konnte Entschädigung beantragen. In vielen Fällen
entspann sich ein oft Jahre dauernder kleinlicher Kampf mit dem Amt für Wiedergutmachung. Das
Buch ist Teil eines multimedialen erinnerungskulturellen Projektes der Evangelischen Akademie
der Nordkirche zum Thema "Arisierung" am Neuen Wall.