Zwischen einem jüdischen Staat und einer liberalen Demokratie besteht ein eklatanter
Widerspruch sagt der israelische Philosoph Omri Boehm. Denn Jude ist wer jüdischen Blutes
ist. In einem großen Essay entwirft er die Vision eines ethnisch neutralen Staates der seinen
nationalistischen Gründungsmythos überwindet und so endlich eine Zukunft hat. In den letzten
zwei Jahrzehnten hat sich Israel dramatisch verändert: Während der religiöse Zionismus immer
mehr Zuspruch erfährt fehlt es der Linken an überzeugenden Ideen und Konzepten. Die
Zwei-Staaten-Lösung gilt weithin als gescheitert. Angesichts dieses Desasters plädiert Omri
Boehm dafür Israels Staatlichkeit neu zu denken: Nur die Gleichberechtigung aller Bürger kann
den Konflikt zwischen Juden und Arabern beenden. Aus dem jüdischen Staat und seinen besetzten
Gebieten muss eine föderale binationale Republik werden. Eine solche Politik ist nicht
antizionistisch sondern im Gegenteil: Sie legt den Grundstein für einen modernen und liberalen
Zionismus.