In der wilhelminischen Ära des Deutschen Kaiserreichs vollzog sich im Kontext der
konflikthaften Entwicklungen der »orientalischen Frage« und insbesondere der zunehmenden
Entfremdung in den deutsch-englischen Beziehungen die Konstituierung des Bedeutungsraums
»Orient«. In diesem Prozess spielte der Bankierssohn und Orientalist Max Freiherr von Oppenheim
der von 1896 an für dreizehn Jahre als Beobachter der islamischen Welt kommissarisch am
deutschen Generalkonsulat in Kairo tätig war und später im Ersten Weltkrieg mit der Schaffung
und Leitung einer »Nachrichtenstelle für den Orient« betraut wurde eine zentrale Rolle. An ihm
lässt sich idealtypisch zeigen wie sich der »Orient« allmählich zu einem Idiom entwickelte
das für nahezu alle zeitgenössischen außenpolitischen Probleme Ziele und Herausforderungen des
Deutschen Reichs Antworten und Optionen bereithielt.