Eine Grenze zwischen einer Depression und einem als nicht pathologisch geltenden Zustand wie
der Melancholie zu ziehen ist komplex. Die Unschärfe der Diagnose und der Mangel an
theoretischer Eindeutigkeit zu Entstehung und Verlauf der Depression machen einen Pluralismus
interdisziplinärer Depressionstheorien und eine kritische Auseinandersetzung überhaupt erst
möglich. Gwendolin Wanderer gibt einen Überblick über die Depressions- Melancholie- und
Acedia-Theorien. Anhand von Überlegungen inwiefern eine vorschnelle Pathologisierung
Anthropologisierung oder Moralisierung dem leidenden Subjekt zum Schaden gereichen legt sie
ein Fundament für eine Ethik der Depression und Melancholie das an der Befähigung des
nicht-könnenden und der Anerkennung des nicht-wollenden Subjekts anknüpft.