Geschwisterlichkeit wird in der Tradition des politischen Liberalismus häufig als moralischer
Wert verstanden der über das Ideal der Gerechtigkeit hinausgeht. Im Unterschied dazu
argumentiert Jochen Bojanowski für ein neues Verständnis: Demnach sind wir im politischen
Kontext zueinander geschwisterlich eingestellt wenn wir einen gesellschaftlichen
Kooperationsrahmen befürworten in dem bloße Glücksunterschiede nicht in distributive Vorteile
umgemünzt werden können. Ausgehend von dieser Idee entwickelt Bojanowski eine Theorie der
Gerechtigkeit der zufolge Geschwisterlichkeit einen konstitutiven Teil von Gerechtigkeit
darstellt.