Die politische Philosophin Nikita Dhawan unternimmt den Versuch postkoloniale
queer-feministische Theorien und Theorien der Aufklärung - in der Tradition von Kant über
Adorno und Spivak - zusammenzudenken. Aus diesen scheinbar unvereinbaren philosophischen und
politischen Strömungen birgt sie das emanzipatorische Potenzial und skizziert kritische
Theorien der Dekolonisierung. Diese können helfen postimperiale Zukünfte unserer Gesellschaft
angesichts multipler Krisen vorstellbar zu machen. Postkoloniale Studien die sich mit dem Erbe
des weltweiten Kolonialismus und Imperialismus auseinandersetzen erfahren derzeit insbesondere
von rechter aber auch liberaler Seite Kritik: Ihnen wird vorgeworfen gegen die Aufklärung
nihilistisch eurozentrisch und schließlich antisemitisch zu sein. Nikita Dhawan argumentiert
dagegen dass diese Vorwürfe bestenfalls auf Missverständnissen des Projektes der
Dekolonisierung beruhen. Sie versucht den »versäumten Begegnungen« zwischen Postkolonialen und
Holocaust Studies nachzuspüren und darüber hinaus die »Identitätsverwechslung« zwischen
postkolonialen und dekolonialen Ansätzen zu bereinigen. Zusammenfassend beleuchtet Dhawan die
widersprüchlichen Konsequenzen der Aufklärung ohne einen gegenaufklärerischen Standpunkt
einzunehmen. »Die Aufklärung vor Europa retten« bedeutet für sie die Unabdingbarkeit der
Aufklärung in der Umsetzung kritischer Projekte zu behaupten zugleich aber ihr »giftiges Erbe«
mitzudenken.