Über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt ist die Verfolgung Homosexueller durch die
Nationalsozialisten inzwischen in den Fokus der Geschichtswissenschaft gerückt. Ein Kapitel
wird aber weiterhin eher übergangen: Während die Gestapo Homosexuelle bereits in
Konzentrationslager verschleppte brachten deutsche Emigranten Homosexualität und Faschismus in
einen ursächlichen Zusammenhang ja setzten beides sogar gleich. So behauptete die
sozialdemokratische Exilzeitung »Volksstimme« Ende 1934 dass die »NSDAP geradezu zur Bewegung
der Homosexuellen geworden« sei. Alexander Zinn rekonstruiert in dieser fundierten Untersuchung
die hier in einer neuen Ausgabe vorliegt die vergessene Geschichte des Stereotyps des schwulen
Nazis - eines Vorurteils das auch eine aktuelle Dimension hat wie die immer wieder
hochkochenden Debatten über die reale oder vermeintliche Homosexualität rechtsextremer
Politiker zeigen. Überdies beleuchtet er anhand neuerer Forschungsergebnisse die Frage nach dem
»realen Kern« des Stereotyps.