Gottfried Benns Reden und Essays zeigen mit rhetorischer Meisterschaft die Autorität des großen
Dichters. Wie er als Poet bedingungslos Ausdruck schuf so zieht er auch hier mit der ihm
eigenen sprachlichen Kraft Grenzlinien setzt Marksteine des Zeitbewußtseins bestimmt die
Positionen des Geistes im Endstadium seiner abendländischen Krise. Rücksichtslos spricht Benn
als Kulturkritiker als Verächter des Betriebs als Gegner aller Restaurationen scharf geht er
mit der Geschichte ins Gericht setzt dagegen als ästhetisches Manifest das Gesetz der Form.
Der Sinnlosigkeit von Geschichte stellt er die Kunst entgegen einen Kunstbegriff der noch
einmal verankert ist in metaphysischen Tiefen verwurzelt in jenem unerschütterlichen Glauben
daß nur als ästhetisches Phänomen die Welt sich rechtfertigt. Nietzsche das große Vorbild
spricht aus den Essays und Reden als ein Verwandelter Verwandter ein Angeeigneter. Noch
einmal ertönt die Grundmusik des europäischen Nihilismus ein letztes Mal als Tragik und als
Glücksgefühl. Gedanklich stehen Dichtung und diskursives Sprechen sich immer nahe in diesen
Essays und Reden die vom Kern her philosophisch und poetisch konzipiert sind. Gerichtet gegen
Logik und Deduktion zielt die Beschwörung dieser Sprache auf Autarkie nicht auf Überzeugung
schon gar nicht auf Überredung. Die Biographie Gottfried Benns im Anhang gibt dem Leser
Einblick in den äußeren und inneren Verlauf seines Lebens.