Die Bände 9 19 und 11 der 'Gesammelten Schriften' Horkheimers enthalten den Nachlaß aus der
Zeit vor der Gründung der Zeitschrift für Sozialforschung. Diese Schriften wurden von den
Herausgebern in sieben Abschnitte unterteilt von denen Band 11 die letzten vier umfaßt:
Aufzeichnungen und Vorträge Notizen poetische Versuche und ein Diskussionsprotokoll.Diese
inhaltlich wie formal weitgefächerten Materialien ermöglichen faszinierende Einblicke nicht nur
in Horkheimers Denken während seiner Lehrjahre sondern auch in die Entfaltung seiner
Persönlichkeit. Der Boden spannt sich von frühen bisher unveröffentlichten literarischen
Versuchen bis zur dezidierten Auseinandersetzung mit der Geschichtsauffassung des Marxismus.
Sinnfällig wird dabei daß ein früh ausgeprägter starker moralischer Impuls als Triebfeder von
Horkheimers intellektuellern Anstrengungen fortwirkte bis ins Innerste seiner Theorie. Das
Leiden am Leid der anderen an Hunger und Krieg machte Horkheimer immun gegen jede Form von
Idealismus und Dogmatismus. Dieser Impuls bewahrte ihn auch vor schulphilosophischer
Spezialisierung er bestimmte ihn zu einer - so bisher nicht deutlich gewordenen - weiten
Verzweigung seiner theoretischen Interessen: In Reden und Vorträgen bearbeitet er Probleme der
Gegenwartsphilosophie (Husserl Scheler Heidegger) und der Systeme Kants und Hegels aber auch
den Fragen der Soziologie und ihrer Geschichte sind mehrere Fragmente und Entwürfe gewidmet
schließlich markiert ein kritischer Essay zu Lenins 'Empiriokritizismus'-Buch Horkheimers
eigenen philosophischen Standort Ende der zwanziger Jahre. Texte zur Selbstverständigung ein
umfangreiches Diskussionsprotokoll zum Thema Protestantismus Unveröffentlichtes aus den
Notizen 'Dämmerung' sowie ein Philosophisches Tagebuch (1925-28) vervollständigen den Eindruck
eines intellektuellen Prozesses der weder Stillstand noch falsche Beruhigung kennt.