Dieses Buch so schrieb Foucault im Nachwort ist ein Versuch in dem so verworenen so wenig
und so schlecht strukturierten Bereich der Ideengeschichte zu einer Methode zu gelangen. Diese
Methode die Foucault als eine Archäologie der Humanwissenschaften begriff operiert hier auf
scheinbar schmaler historischer Basis: die Geschichte der Medizin an der Wende vom 18. zum 19.
Jahrhundert. Es ist dies nicht nur die Epoche der Aufklärung und der Französischen Revolution
sondern auch eines dramatischen Wandels des menschlichen Selbstbildes der zuallererst in der
Medizin zu greifbaren Konsequenzen führt. Die Neuorganisation des Spitalwesens die Entstehung
der modernen Klinik und ihre Abkoppelung von den ärztlichen Praxen die systematische
Untersuchung von Leichnamen und die daraus resultierende pathologische Anatomie die
Entschleierung des Körperinnenraums und die neuen ärztlichen Fachsprachen - all dies entziffert
Foucault als Anzeichen eines grundlegend neuen rationalen Umgangs mit Krankheit und Tod. Die
Krankheit ist nicht mehr das Unheil schlechthin sondern ein endliches körperliches Netz von
Symptomen das der ärztliche Blick leidenschaftslos freilegt. Der Tod ist nicht mehr
metaphysischer Abgrund sondern eine dem Körper inhärente Möglichkeit. Indem so die Medizin dem
Menschen einen Spiegel radikaler Endlichkeit andauernd vorhält rückt sie an einen zentralen
Ort im System der Humanwissenschaften.