Lorenzer deutet die Selbstveränderung der katholischen Kirche und ihres »sinnlichen
Symbolsystems« durch das Zweite Vatikanische Konzil als Veränderung einer hochbedeutsamen
Sozialisationsagentur mit der Folge eines einschneidenden Umbaus von Persönlichkeitsstrukturen.
Anders als die Reformation steht dieses Konzil für eine »religiöse Wendung« die nicht allein
das Wechselspiel zwischen ethischen Normen und Verhaltensfiguren betrifft vielmehr greift die
»Umstrukturierung« die das Konzil eingeleitet hat tief in Symbole Mythen Rituale und
Gegenstandserfahrungen der Menschen ein. Und dieser »Umstrukturierung der religiösen Formen«
entspricht und antwortet zunehmend deutlicher ein neuartiger Typus des Gläubigen der keine
inneren und äußeren Bilder mehr besitzt über die er sich selbst und die anderen verstehen
könnte. Seine Religiosität ist zu einer Technik geworden abstrakt ohne Anschaulichkeit
monologisch ein Formalismus ohne lebendige Formen.(Dieser Text bezieht sichauf eine frühere
Ausgabe.)