Ein fremder Mann hat Mutter geküßt - diese Szene hat sich dem sechsjährigen Berliner Jungen
tief eingebrannt. Sein Mißtrauen ist geweckt: Das Kinderfoto der Mutter zusammen mit einem
unbekannten Gleichaltrigen beschäftigt ihn sehr. Und Jahre später als die Mauer schon steht
ein erneutes Treffen mit jenem Günter der wie ein Abgesandter aus der Vergangenheit
erscheint.Die Ereignisse die Michael Wildenhain in leiser und unvergeßlicher Intensität
erzählt haben fast ein halbes Jahrhundert deutscher Geschichte als Zeithintergrund. Sie
beginnen in den sechziger Jahren als es Paternoster Muckefuck und tragbare Plattenspieler mit
drei Geschwindigkeiten gab. Sie führen uns durch die Jahre der getrennten und zerrissenen
Familien die Passierschein-Zeit und das Labyrinth der Ängste auf beiden deutschen
Seiten.Joachim der Held dieses Romans voller Alltag und Zeitgeschichte ist am Ende immer noch
nicht sicher ob dieser Mann aus dem Osten sein richtiger Vater ist. Doch als er auf dem
Höhepunkt der Erzählung bei der Grenzkontrolle im Bahnhof Friedrichstraße in der Nachbarkabine
seiner Mutter sitzt erfährt er ihre Wahrheit über die traumatischen Vorgänge bei Kriegsende -
Ur-und Schlüsselszenen der deutschen Tragödie.