In Lehr- und Therapiebüchern wird die Diagnostik und Therapie einzelner häufig klar umrissener
Krankheits- und Störungsbilder erläutert. In der klinischen Praxis sieht man dagegen
überwiegend Patienten die unter einer Kombination von verschiedenen Störungsbildern leiden.
Besonders im stationären Bereich sind das häufig strukturelle Persönlichkeitsstörungen in
Kombination mit weiteren Erkrankungen wie zum Beispiel Phobien oder Depressionen. Diese
Patienten galten lange als unbehandelbar. Sie leiden unter einer verzerrten Wahrnehmung ihrer
selbst und anderer Menschen oder der Unfähigkeit Beziehungen einzugehen und
aufrechtzuerhalten. Ihre Störungen manifestieren sich überwiegend in der sozialen Lebenswelt
in der Beziehung zu anderen Menschen. Hier setzt die psychoanalytisch- interaktionelle Methode
an. Sie verlangt vom Therapeuten eine diagnostische und therapeutische Herangehensweise die
auf das Verhalten des Patienten in sozialen Situationen im Umgang mit anderen und dem
Therapeuten fokussiert. Im Vordergrund der Therapie steht deshalb das Bemühen um
entwicklungsförderliche zwischenmenschliche Beziehungen.