Die Idee war so ambitioniert wie anmaßend: den Kommunismus auch im All real werden zu lassen.
Und die Realität? Um einen »Körper mit optimaler Normierung« zu kreieren wurde ab den 70er
Jahren im Osten in hochgeheimen Laboren geforscht. Was surreal klingt findet sich belegt in
den Akten des ostdeutschen Militärs aber auch bei denen deren Körper zum Material dieses
Staatstraumas gemacht wurden. Eine dichte Erzählung die ein scharfes Licht auf ein bislang
ausgeblendetes Erbe der DDR wirft - und eine Zeitdiagnose über entgrenzte Körperforschung.Der
Neue Mensch im All galt im Weltraumprogramm der Sowjetunion als absoluter Leitstern und löste
in der DDR zwischen 1972 und 1989 eine gründliche Forschungstätigkeit aus. Die Unterwerfung und
Beherrschung des Kosmos sollte durch Hochleistungsflieger die sich über Jahre im All aufhalten
konnten möglich werden. Wie erschafft man diesen maximal normierten und bedürfnislosen Körper?
Aus den Verschlussakten der DDR-Militärforschung heute zugänglich im Militärarchiv Freiburg
setzt Ines Geipel ein verstörendes Bild zusammen: Experimentiert wurde nicht nur an Tieren
sondern auch an Menschen in Krankenhäusern Gefängnissen an Soldaten und im
Hochleistungssport. Das Streben nach der Vorherrschaft im Kosmos ist nicht Vergangenheit
sondern erfährt heute eine Renaissance.