Jeder scheint Eichendorff zu kennen seine Verse »Es war als hätt' der Himmel Die Erde still
geküßt« »Schläft ein Lied in allen Dingen« seine Erzählungen von geselligen Wanderungen
Ausritten oder Fahrten mit Reisewagen die durch stille Tore ins Freie hinausrasseln und über
denen die Sonne eben prächtig aufgegangen war. Nur wenigen aber ist deutlich wer dieser Autor
wirklich war wie er seine Dichtung gebrauchte um sich und seinen Zeitgenossen Vergeblichkeit
und Hoffnung des Handelns und der Phantasie mittels poetischer Formeln und Chiffren in einer
Zeit des Umbruchs und der Restauration vor Augen zu führen. Eichendorff war keineswegs jener
weltfremde Träumer zu dem man ihn machen wollte vielmehr ein ideenreicher preußischer Beamter
ein standpunktfester Publizist in den Weltanschauungskämpfen seiner Zeit ein witziger
Satiriker des frühkapitalistischen Literaturbetriebs präsent geblieben aber - bei allen
Verharmlosungen und Verdächtigungen - ist er wie in seinen Gedichten so auch in seinen
Romanen und Novellen mit dem unverwechselbaren Ton mit den ungemein suggestiven Eigenheiten
seiner Kunst. Sie hat nicht nur überlebt sondern sie blieb lebendig und in ihrer ganzen
Bescheidenheit und charmanten Zurückhaltung stets wirksam rätselhaft und provokativ.