Träumerisch überlagerten sich im Urtext der deutschen Romantik Wackenroders Herzensergießungen
(1796) die Bilder vom deutschen Mittelalter und der italienischen Renaissance. Bilder sollten
nun nicht mehr das Sichtbare wiedergeben sondern etwas sichtbar machen was vorher unsichtbar
gewesen war. Und tatsächlich wurden die in romantischer Kunstliteratur imaginierten Bilder bald
auf eine phantastische Weise visualisiert. Noch unmittelbarer aber haben die frühen
romantischen Kunstfiktionen die Erneuerung der christlichen Kunst im 19. Jahrhundert bestimmt.
Trotz der Widerstände von klassischer Seite setzten sich die »Nazarener« auf eine bis heute
nicht ganz begriffene Weise durch und kontrollierten Mitte des 19. Jahrhunderts fast alle
wichtigen Institutionen des deutschen Kunstlebens. Der vorliegende Band dokumentiert ein
konstitutives dennoch bisher nur am Rande betrachtetes Paradigma das man die Romantische
Schule des Sehens nennen könnte: romantische Texte verschiedenartigster Gattung viele davon
erstmals wieder abgedruckt erschlossen durch einen präzisen Kommentar Bildteil und
Künstlerverzeichnis.