Heinrich von Kleist war ein Prosa-Autor allerersten Ranges. Er machte aus der deutschsprachigen
Anekdote eine äußerst konzentrierte wirkungsintensive Kunstform und hob sie auf eine später
nur selten wieder erreichte Höhe. Die überlieferte Novellenform schuf er so um daß sie die
Problematik des Individuums in der modernen Welt kompromißlos auszudrücken vermochte. Dabei
erreichte Kleist ein Höchstmaß an erzählerischer Spannung. Dieser Band umfaßt neben den
Erzählungen die kleineren Prosatexte die Widmungen und Albumblätter und die Gedichte sodann
die größeren politischen Schriften und die zu Philosophie und Kunst schließlich die
vielfältigen kleineren Beiträge in den 'Berliner Abendblättern' bis hin zu den redaktionellen
Anzeigen und Erklärungen. Die meisten Novellen Kleists haben erst in einem komplizierten Prozeß
der Um- und Neugestaltung ihre endgültige Form gefunden. Daher werden - erstmals in einer
Ausgabe - mehrere Texte in Paralleldruck geboten um dem Leser einen unmittelbaren Eindruck von
Kleists Arbeitsweise und Aufschlüsse über die Absichten dieses in so vieler Hinsicht
rätselhaften Dichters zu geben.