Miriam Behrmann anerkannte Professorin und Leiterin eines Instituts an der Universität Wien
wird angeklagt wegen eines angeblichen psychischen Missbrauchs gegenüber ihrer Doktorandin -
sogar die Medien berichten darüber. Denn der Fall hat Wellen geschlagen seit ihrer Gründung
hat die Universität Wien noch nie einen Professor oder eine Professorin entlassen. In atemlosen
Gedankenketten rekapituliert Miriam Behrmann wie dieser Vorwurf bei Selina Aksoy ihrer jungen
türkischstämmigen Doktorandin hat entstehen können. Temporeich und in aller Gedankenschärfe
entfaltet sich der Roman wenn es um Universitätspolitik und um Miriams Universitätslaufbahn
geht atmosphärisch dicht und von einer wehmütigen Schönheit wenn sich Erinnerungen an
Himbeerfelder und endlose Sommer ihrer Kindheit in Polen auftun verwoben mit der
allumfassenden Liebe und Wärme der Mutter genussvoll und geistreich wird es wenn Miriam
Gespräche mit ihrem Mann Tom bei Rotwein und selbstgekochter Pasta führt. Der Fall Miriam
Behrmann ist mehr als ein intelligent und spannend geschriebenes Universitätsdrama es ist ein
hochaktueller moderner temporeicher Text der kollidierende Selbstverständnisse der
Generationen vorführt und dabei existenzielle Fragen berührt. Der Konflikt zwischen Miriam
Behrmann und Selina Aksoy beschreibt einen Clash of Cultures einen aktuellen
Generationenkonflikt bei dem über den gesamten Verlauf des Romans hinweg in der Schwebe
gehalten wird wer im Recht und wer im Unrecht ist: die junge charismatische auf politische
Aktivitäten und Privatleben bedachte Selina Aksoy oder die ambitionierte Professorin mit ihrem
eigenen unerbittlichen Arbeitsethos.