Sandra Weihs' 'Bemühungspflicht' folgt mit messerscharfer Beobachtungsgabe und treffsicherem
Humor einem Mann der sich verzweifelt gegen die Demütigungen des Sozialsystems wehrt. 'Den
Weltuntergang haben ein paar Leute befürchtet wegen der Banken wegen irgendeines mystischen
Kalenders. Viele Beinahe-Weltuntergänge hast du bereits erlebt. Du hast sie herbeigesehnt und
wurdest enttäuscht. Du denkst an die Krisen als Marker. Autofahren hast du während der Ölkrise
gelernt eine Familie in der Jugoslawienkrise gegründet. Während der Terrorkrise hast du die
erste Flugreise unternommen während der Bankenkrise warst du selbstständig. Du fragst dich
was die nächste Krise auslösen wird.' Am zweiten Montag im April stellt Manfred Gruber an der
Supermarktkasse fest: Die Behörde hat die Sozialhilfe nicht überwiesen. Dass die Kartenzahlung
erneut abgewiesen wird treibt ihm vor Scham die Röte ins Gesicht. Es ist ein kalter und
regnerischer Tag ohne Geld muss er den weiten Weg entlang der österreichischen Bundesstraße zu
Fuß auf sich nehmen um die Beamten zur Rede zu stellen. Er hat alle Auflagen erfüllt alle
aussichtslosen Bewerbungen verschickt die unsäglichen Bewerbungstrainings und unbezahlten
Probearbeitstermine absolviert er ist seiner Bemühungspflicht verdammt noch mal nachgekommen!
Die können ihm gar nichts - doch er irrt sich. Ein wichtiger Roman zur richtigen Zeit: Sandra
Weihs blickt dorthin wo die Gesellschaft als Erstes wegschaut. Auf empathische Weise
beschreibt die Autorin den verzweifelten Kampf eines im Sozialsystem Alleingelassenen. Ihre
messerscharfen gesellschaftlichen Betrachtungen der treffsichere Humor hinter dem immer
wieder eine Bernhard'sche Ironie hervorblitzt lassen einen nicht los - ein Roman der mit
Vorurteilen aufräumt und der seinem Protagonisten das zurückgibt wonach ihm am meisten
verlangt: die Würde. 'Ein Text wie eine Maschine. Atemlos zu lesen. Mit eisernem Mut. Grandios
und bitter.' Andreas Maier