Das Album amicorum etabliert sich rasch im 16. Jahrhundert über den engen Kreis der
Reformatoren und Gelehrten um die Universität Wittenberg hinaus als eigenständiges Ausdrucks-
und Kommunikationsmittel. Am Beispiel dreier Stammbücher werden Aspekte des praktischen Umgangs
mit einem Album amicorum durch Einträger und Besitzer gezeigt (etwa 1550 bis 1650). Die
Initiatoren der Alben aus dem ostpreußisch-baltischen Kulturraum unterhalten jeweils Kontakte
zum Prager Kaiserhof Rudolfs II. Im literarhistorischen Kontext der Zeit ist das Stammbuch
abgrenzbar von anderen Lebenszeugnissen. Gleichwohl bildet das Album amicorum als Ego-Dokument
einen Teil dieser frühneuzeitlichen Buchkultur. Eine Skizze dieses Verhältnisses beendet die
Studie. Dabei wird die handschriftliche Sentenzensammlung der Humanisten ebenso berücksichtigt
wie das Stammbuch als Objekt von Büchersammlern und Institutionen der Frühen Neuzeit.