In dieser Arbeit geht es zunächst um eine Auslegung der aristotelischen Affekttheorie so wie
sie hauptsächlich im 2. Buch der Rhetorik ausgeführt wird unter Berücksichtigung der
einschlägigen Passagen aus der Nikomachischen Ethik und aus De Anima. Es zeigt sich dass
Affekte für Aristoteles (und Platon) nicht etwa unserem Verstand gegenüberstehen sondern dass
sie selbst Anteil an der Vernunft haben indem sie auf einem Erkenntnisakt beruhen. Ziel dieser
Untersuchung ist aber auch zu zeigen dass der Stoiker Poseidonios trotz seiner Absicht sich
der platonisch-aristotelischen Seelen- und Affekttheorie anzuschließen mit seiner Theorie das
Konzept eines Gegensatzes von Vernunft und Affekt verteidigt hat und somit in Wirklichkeit
nicht als Anhänger der platonisch-aristotelischen Philosophie betrachtet werden kann. Für
Poseidonios besteht anders als bei Aristoteles eine radikale Trennung zwischen Sinnlichkeit
und Vernunft zwischen Emotionslos-Rationalem und Geistfrei-Irrationalem.