Die Theorie des Bewusstseins ist Desiderat marxistischen Denkens. Trotz Ausarbeitungen in
einzelnen Feldern liegt eine entwickelte Theorie des menschlich-gesellschaftlichen Bewusstseins
die dieses als Konkretum - Einheit von Tätigkeit und Vergegenständlichung - im Detail wie im
Ganzen erfasst in diesem Denken nicht vor. Ziel dieser Studie ist es diesen Mangel ein Stück
weit abzubauen. Bewusstsein in der hier vertretenen Auffassung ist Teil des geschichtlichen
Ensembles gesellschaftlicher Verhältnisse. Seine Genesis liegt in der gegenständlichen
Tätigkeit des Menschen. Es ist unmittelbar als Sprache gegeben lebenspraktisch präsent als
Bewusstsein des Alltags konstitutiver Bestandteil menschlicher Arbeit. Es existiert in Gestalt
eines welterschließenden elementaren Logos der Bedingung menschlicher Reproduktion wie
kultureller Weltbildung ist als Erkennen Wissen Verstehen in den Grundformen symbolischen
und begrifflichen Denkens den historischen Typen der Rationalität den objektiven Formen von
Religion Mythos Kunst Wissenschaft und Philosophie. Als soziales Verhältnis und
institutionelle Realität hat es den Charakter von Ideologie. Es besitzt eine fundamental
konstitutive Funktion im Prozess der Zivilisation - es ist Baumeister menschlicher Welt.
Bewusstsein in diesem umfassenden Sinn ist der Gegenstand des Buches. Es sucht Bewusstsein als
gesellschaftliches Konkretum auf und erkundet den dafür erforderlichen Apparat kategorialer
Bestimmungen. Mit diesem Programm bewegt es sich außerhalb des Terrains heute dominanter
Bewusstseinstheorien wie auch überkommener Auffassungen marxistischen Denkens. Es erkundet
theoretisches Neuland.