Trotz der relativ breiten Rezeption der Feldtheorie Pierre Bourdieus stellt ihre Anwendung auf
konkrete soziale oder kulturelle Bewegungen immer noch ein Desiderat dar. Die Arbeit orientiert
sich an Bourdieus kultursoziologischen Analysen zur Herausbildung der Intellektuellen in
Frankreich und überprüft die Kategorien von Feld Kapital und Habitus am Beispiel der
surrealistischen Avantgarde zwischen 1919 und 1930. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt in
der Zuspitzung der Paradigmen Bourdieus auf die zentrale Leitfigur der surrealistischen
Bewegung André Breton. Bretons Werdegang und Interventionen werden mit der politischen
Situation und mit der Beschaffenheit des literarischen Feldes nach dem Ersten Weltkrieg
konfrontiert. Die Textgattung des Manifestes wird als Positionierung im literarischen
Meinungskampf beispielhaft illustriert. In der kritischen Reflexion Bourdieus Theorie erfolgt
so eine Präzisierung feldtypischer Kriterien dank derer der Surrealismus zur
Orientierungsinstanz nachfolgender Avantgarde-Bewegungen werden konnte.