Der Mensch ist dem Kosmos seine Katastrophe. - Diese Einsicht ist für Theodor Ballauff Anlass
zu einem tieferen Nachdenken über die Bildung des Menschen. Ballauffs Pädagogik müssen wir als
radikale Kritik an der Bildungslehre der Neuzeit lesen. Sie erwächst aus der Voreingenommenheit
des Menschen sich selbst als Seiendes vorauszusetzen und zu suchen. In einer geschichtlichen
Besinnung - geschichtliche Empirie - die zurück reicht bis zu Parmenides und Platon gelangt
er zur Gegenthese: Der Mensch hat nicht ein Selbst zu suchen wie ein Seiendes sondern er ist
er selbst wenn er sich dem «Denken» und der «Wahrheit» zugehören läßt. - Mit dieser Antithese
begründet Ballauff eine prinzipiell andere pädagogische Systematik. Ihre leitende Idee ist die
Idee der Menschlichkeit in selbstloser Verantwortung der Wahrheit. Seine Gegenthese
revolutioniert die überkommenen Bildungstheorien und geläufigen didaktischen und
schultheoretischen Konzeptionen mit ihren praktischen Konsequenzen und suspendiert die - heute
so häufig verzerrten - Bildnisse des Lehrers.