Der Spanier Aurelius Prudentius Clemens (348 - nach 405) zählt zu den bedeutendsten Dichtern
lateinischer Sprache. Sein Werk stellt den Ausdrucksreichtum der klassischen Dichtung in den
Dienst der christlichen Verkündigung. Schlichter Lobpreis und höchste poetische Komplexität
finden in seinem Werk zusammen und offenbaren die beiden Quellen aus denen seine Kunst sich
speist: Christentum und klassische Tradition. Ziel dieser Abhandlung ist es anhand von
Textstudien aufzuzeigen wie und warum Prudentius Klassisches mit Christlichem in Beziehung
treten lässt. Dabei wird sich das Phänomen mehrfacher Intertextualität als typisch für die
Dichtung des Prudentius erweisen: Der Dichter setzt seine Verse durch sprachliche Andeutungen
zu gleich mehreren Subtexten in Beziehung so dass ein verzweigtes System entsteht in dem
jeder der beteiligten Texte durch die jeweils anderen in einem besonderen Licht erscheint.