Die Diskussion über Modalität konzentriert sich in der synchronen wie in der diachronen
Forschung primär auf systemtheoretische Fragestellungen und oder sprachformale Aspekte. Mit
dieser historischen Studie wird hingegen ein anderer Weg in der diachronen Modalitätsforschung
beschritten: Die jeweiligen Modalitätsausdrücke werden im kommunikativen Denkhorizont behandelt
wobei die funktionale Bedeutung der einzelnen Modalisatoren hermeneutisch aus dem jeweiligen
Kontext rekonstruiert und auf dem Hintergrund des Textganzen dargestellt wird. Das der Arbeit
zu Grunde liegende Korpus besteht aus zwei Evangelienharmonien aus dem 9. Jahrhundert (dem
althochdeutschen 'Tatian' und dem Evangelienbuch Otfrids von Weißenburg).