Neutralität gilt als eine der wichtigsten Errungenschaften des liberalen Verfassungsstaates und
des politischen Selbstverständnisses moderner Gesellschaften. In der Vielfalt der Weltsichten
wird die Politik freigehalten von den letzten Fragen des guten Lebens und beschränkt sich auf
das gerechte Zusammensein freier Individuen. Die Neutralität des Staates so scheint es ist
die politische Antwort auf die Unvereinbarkeiten der Moderne. Umso mehr verwundert es dass
sowohl in der politischen Philosophie als auch in unseren alltagspolitischen Debatten wenig
Einigkeit über die Vorzüge liberaler Neutralität herrscht. Dieses Buch stellt sich daher die
Aufgabe den umstrittenen Begriff der Neutralität als zentrales Konzept des politischen
Liberalismus kritisch zu betrachten und sich Klarheit über ihren Wert zu verschaffen. Dabei
muss gefragt werden worin die Potentiale liberaler Neutralität liegen und in welcher Form sich
diese Potentiale am besten ausschöpfen lassen.