Mit dem sogenannten Napster-Beschluss untersagte das Bundesverfassungsgericht einer deutschen
Rechtshilfebehörde vorübergehend die Zustellung einer US-amerikanischen Sammelklage zu
veranlassen. Diese einstweilige Anordnung des Gerichts belebte in Deutschland eine Debatte ob
im Rechtshilfeverkehr der ersuchte Staat dem fremden Auftrag bedingungslos Folge zu leisten hat
oder in diesem Kontext auch nach eigenen Rechtsvorstellungen handeln darf. Das Haager
Übereinkommen über die Zustellung von Schriftstücken im Ausland erlaubt eine Versagung der
Rechtshilfe nur in wenigen geradezu theoretischen Ausnahmefällen. Diese Arbeit befasst sich
mit der Frage ob auch ein offensichtlicher oder sogar ein nur befürchteter Rechtsmissbrauch
eine Zustellungsverweigerung rechtfertigen würde. Daneben beleuchtet sie die Auswirkungen des
Napster-Beschlusses auf die Rechtshilfepraxis zwischen Deutschland und den USA.