In dieser Arbeit kann das in der Überlieferung vorherrschende negative Bild des Oldenburger
Grafen Gerhard VI. als das eines raubgierigen Gewalttäters revidiert und als Konstrukt der am
Ende siegreichen Feinde Gerhards entlarvt werden. Er wird stattdessen in den seinerzeit
möglichen und üblichen Handlungsspielräumen eines Grafen dargestellt der eine zwar
ambitionierte aber doch nicht unrealistische Politik betrieb und der letztendlich an einer
machtvollen und zahlreichen Koalition seiner Gegner scheiterte. Dabei spielt nicht nur die
Entwicklung in den oldenburgischen und schleswig-holsteinischen Herrschaften sondern auch die
Dynastie der Oldenburger Grafen eine wichtige Rolle die zu dieser Zeit mit Gerhards älterem
Bruder Christian dem König von Dänemark ihr Machtpotential erweitern und überregionale
Bedeutung gewinnen konnte.