Im Rahmen der Debatte um Kompetenzen seit den PISA-Testungen 2000 und den sich anschließenden
Bildungsreformen will diese Arbeit den Entwicklungen im Bereich der schulischen Vermittlung und
Überprüfung von Kenntnissen und Fähigkeiten am Beispiel literarischen Lernens nachgehen. Die
Auseinandersetzung gilt zunächst der Frage nach einem tragfähigen Bildungsbegriff öffentlicher
Schulen im Spannungsfeld von Bildungstheorie empirischer Bildungsforschung und
bildungspolitischer Steuerung. In einem weiteren Schritt werden Chancen und Grenzen der
empirischen wie fachdidaktischen Modellierung literarischer Rezeptionskompetenz beleuchtet. Vor
diesem Hintergrund gibt die Untersuchung von Prüfaufgaben für den Mittleren Schulabschluss im
Fach Deutsch Auskunft über die bildungsadministrative Auslegung von Kompetenz im Umgang mit
literarischen Texten. Im Anschluss werden Lernaufgaben aus Deutschlehrwerken für die 10. Klasse
auf ihre Konzeptualisierungen literarischer Kompetenz hin analysiert. Dabei lässt sich eine
deutliche Rückwirkung der Einführung von Bildungsstandards und einer neuen Test- und
Prüfaufgabenkultur auf die Didaktisierung literarischen Lernens nachzeichnen.