Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Didaktik - Germanistik Note: 1 0 Freie
Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie) Veranstaltung: HS
Kanondiskussion: kritische Reflexion schulklassischer Lektüren Sprache: Deutsch Abstract: Die
Arbeit verfolgt das Ziel unterrichtspraktische Vorschläge poststrukturalistisch orientierter
Literaturdidaktiker im Hinblick auf ihre Realisierbarkeit und ihre Wirksamkeit zu beurteilen.
Nach einer einführenden Darstellung wesentlicher Grundgedanken und Strömungen der
poststrukturalistischen Theorie im Allgemeinen und der poststrukturalistischen
Literaturdidaktik im Besonderen werden - anhand zweier Aufsatzsammlungen - Vorschläge für die
didaktische Realisierung poststrukturalistischer Literaturaneignung im Unterricht analysiert.
Gemeinsam ist allen Aufsätzen dass sie nicht versuchen neue Gegenstände für den
Literaturunterricht zu erschließen sondern sich vielmehr mit geläufigen kanonischen
Schulklassikern beschäftigen dabei aber eine neuartige Herangehensweise anstreben die sich
von der traditionellen Hermeneutik abhebt. Dabei lassen sich zwei wesentliche Ansätze
unterscheiden: die Dekonstruktion bzw. Pluralisierung von Deutungsansätzen sowie die
Untersuchung intertextueller Verflechtungen und gegenläufiger Diskurse. Die Untersuchung kommt
zu dem Ergebnis dass die Unterrichtsvorschläge immer dann sinnvoll und realitätstauglich
erscheinen wenn sie übermäßige Komplexität vermeiden konkrete Aufgabenstellungen für die
Schüler entwickeln und die poststrukturalistische Analysetätigkeit mit handlungs- und
produktionorientierten Methoden kombinieren. Wenig praktikabel sind allerdings diejenigen
Aufsätze die mit übertriebener Wissenschaftlichkeit an die jeweiligen Texte herangehen und
dabei die zeitökonomischen Beschränkungen des Unterrichts ignorieren zu wenig Wert auf eine
angemessene didaktische Reduktion legen und dabei auf methodische Vielfalt verzichten.
Besonders häufig anzutreffende negative Merkmale dieser Ansätze sind eine unzureichende
Übertragung der oft ausufernden literaturwissenschaftlichen Überlegungen in praxistaugliche
didaktische Vorschläge sowie eine grundsätzliche Geringschätzung der Bedeutung von
Lesevergnügen und Leseförderung im Unterricht.