Ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kalten Krieges stehen wir erneut vor einer geteilten
Welt in der der freiheitlich-liberale Westen in zähem Ringen Schritt für Schritt vor
autoritären Staaten zurückweicht. Diese stellen sich ohne unabhängige Rechtsprechung wieder als
historisch-politische Alternative zu den beispielhaften Errungenschaften der demokratischen
Verfassungsstaaten dar. Dabei treten sie die einst mühsam errungenen Freiheitsrechte mit Füßen
- am stärksten wohl die erste aller Freiheiten: die Religionsfreiheit. Die faktische Ohnmacht
des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte lässt alle Aussichten auf einen abermaligen
Umschwung als Illusion erscheinen. Die Geschichte von Jehovas Zeugen in Europa zeigt
exemplarisch bis in die Gegenwart wie eine Religionsgemeinschaft ohne Rückhalt bei der
Staatsmacht seit ihrem Bestehen dafür kämpfen muss ihren Glauben öffentlich leben zu dürfen.