Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur
Mediävistik Note: 1 0 Ludwig-Maximilians-Universität München Veranstaltung: Einblicke in die
Geschichte der germanistischen Mediävistik Sprache: Deutsch Abstract: Mit gutem Recht wird
das Nibelungenlied in den 1960er und 1970er Jahren als Frauenbiographie bzw. Frauentragödie
gedeutet. Betrachtet man die Situation der Frau so wie sie in der mittelalterlichen
Gesellschaft verankert war begegnen einem zahlreiche sich überlappende Äußerungs- und
Darstellungsmodi die aber in der einen oder anderen Form auf dieselbe Grundidee zurückzuführen
sind: Gemäß des mittelalterlichen Vorstellungshorizonts waren Geschlechterverhältnisse dermaßen
ausgelegt dass die Rolle der Frau nur durch jene des Mannes bestimmt wurde und dadurch eine
deutliche Abwertung und Ausgrenzung bis hin zur Reduzierung auf den Objektstatus erfuhr.
Sichtbar werden diese Verhältnisse auch anhand der mysogynen Perspektive des Dichters.Das Thema
ist von besonderer Aktualität und nimmt in der Weltliteratur eine wichtige Stellung ein. Die
eingeschränkte Rolle der Frau in der Gesellschaft und die Ursachen ihres wenn auch nur
kurzzeitig abweichenden Verhaltens bis die Ordnung wieder hergestellt wird ist das Phänomen
das in vorliegender Arbeit untersucht werden soll.In dieser Hinsicht gibt das Nibelungenlied
Auskunft über damalige Vorgänge und Praktiken sowie über historische und kulturelle
Wandlungsprozesse. Die Verknüpfung des Mythischen mit dem Historischen des Wahren und des
Märchenhaften bedingen sowohl Charakterzüge der Gestalten wie auch ihre vielfältige Dimension.
Das Epos vermittelt eine klare Darstellung der frühen Feudalgesellschaft - Lebensbedingungen
Beziehungen zwischen Feudalherren und Lehnsmännern und selbstverständlich auch deren typische
und deviante Männlichkeits- und Weiblichkeitsbilder. Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit
liegt in der Untersuchung der beiden devianten Weiblichkeitsbilder und in der Bestimmung der
Relevanz ihrer Andersartigkeit für den tragischen Ausgang der Geschichte.