Im Rahmen dieser Studie wird zum einen eine Typologie sozialer Netzwerke von Menschen mit
Borderline-Diagnose erarbeitet. Zum zweiten wird rekonstruiert wie die Betroffenen in Relation
zu ihren Interaktionspartnerinnen und -partnern ein Bild von sich erhalten und dieses im Laufe
ihrer Biographie weiterentwickeln. Die Ergebnisse fordern zu einer kritischen Neubeurteilung
solcher Konzepte auf die eine Unfähigkeit zu stabilen sozialen Beziehungen sowie ein unklares
Selbstbild auf physiologische oder einmal erworbene Merkmale individueller Persönlichkeiten
zurückführen. Stattdessen wird im Anschluss an Agency-Diskurse das dynamische Zusammenspiel von
Identität und sozialen Beziehungen konzeptuell gewürdigt. So ergibt sich ein verändertes
Verständnis von Borderline: weniger als krankhafte Eigenschaft von Menschen sondern als
interaktive Praxis der Identitätsarbeit und Aufrechterhaltung von Routinen zwischen Menschen.
Ausgezeichnet mit dem Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie 2014.