Das Buch befasst sich mit bislang unbekannten Kontexten von Theodor W. Adornos Kritik der
Psychoanalyse darunter vor allem die versuchte Arisierung durch die Neoanalyse im
Göring-Institut der NS-Zeit. Wolfgang Bock nimmt dazu einen wichtigen Ausgangspunkt von Adornos
Aufsatz Die revidierte Psychoanalyse der 1952 in der Psyche veröffentlicht wird. Der Autor
zeigt anhand einer genauen Lektüre eins bislang unveröffentlichten englischen
Vortragsmanuskripts von 1946 dass Adornos sich zusammen mit den zur Emigration gezwungenen
jüdischen Analytikern vor allem gegen die Zurichtung der freudschen Triebtheorie durch Karen
Horney richtet gegen die er auch in Amerika argumentiert. Er steht damit keinesfalls allein
da. Diese Motive werden von Adorno allerdings ab 1950 in Deutschland nicht mehr offen
aufgenommen da er sich mangels anderer Alternativen nun verstärkt um ein Auskommen mit den
ehemaligen Nazis bemüht. Wolfgang Bock der auch der bislang kaum erfolgte Aufarbeitung dieses
faschistischen Erbes in der Psychologie im Nachkriegsdeutschland nachgeht kann zeigen dass
diese Momente weiterhin in Adornos späterer Fassung der Psychoanalyse wirksam bleiben. Vor
diesem Hintergrund unterzieht er so gut wie alle Texte Adornos zur Psychoanalyse einer
gründlichen Revision darunter auch kaum bekannte Forschungsprojekte. Es zeigt sich dass
Adorno in den englischen Texten sehr viel offener argumentiert und damit paradoxerweise
späteren Kritikern näher ist als diese annehmen: Das Bild seines Umgangs mit der Psychoanalyse
muss von nun an gründlich revidiert werden. Das Buch veröffentlicht zum ersten Mal den
englischen Vortragstext Adornos von 1946 und bietet u.a. eine neue deutsche Übersetzung.