Michail Logvinov stellt das weit verbreitete Verständnis des Salafismus als Vorstufe zum
Terrorismus oder gar als ideologisches Fundament des Islamischen Staates in Frage. Die via
Radikalisierungsdiskurs hergestellte Kausalität gehört auf den Prüfstand während es eines
Paradigmenwechsels in der Radikalisierungsforschung bedarf. Der persönlichkeitsbezogene
Radikalisierungsdiskurs ist nicht imstande prospektiv aufzuzeigen unter welchen Umständen die
gefährdeten Personen gefährlich werden. Als performativer Sicherheitsdiskurs bewirkt die
Radikalisierungsforschung jedoch dass die Gefährdeten im Sinne des Risikoparadigmas zur Gefahr
bzw. zu Gefährdern erklärt werden. Zugleich mangelt es am Verständnis religiöser Zusammenhänge
und Diskurse im zeitgenössischen Dschihadismus.