Als zentrales Nervensystem des 21. Jahrhunderts (Doctorow 2017) ist das Internet heute so tief
in die Gegenwartswelt und ihre Alltagspraktiken eingewoben dass es schwierig wäre ein
sozialwissenschaftliches Forschungsfeld zu identifizieren das digitale Kulturen noch
ignorieren könnte.Ethnografie steht bereits im Zentrum der Untersuchung von Online-Kontexten.
Ihren Kern macht die Orientierung an Deutungen aus wie sie unter den Beteiligten tatsächlich
verwendet werden. Da Deutungen kontextabhängig sind besteht die Ethnografie darauf dass die
Deutungen der Beteiligten nur in ihrem Herkunftsumfeld erforscht werden können. Sie hat hierfür
den Begriff der naturalistischen Forschung entwickelt. Diese Fokussierung der Ethnografie auf
Innendeutungen erfasst dabei auch die Methode: Die Ethnografie war immer von Anpassung
Flexibilität und Bescheidenheit geprägt die im Zweifel Vorrang vor mitgebrachten methodischen
Regeln haben. Eine neue Ethnografie für die Onlineforschung ist daher nicht notwendig. Die Wahl
der Forschungswege orientiert sich regulär an den Arten tatsächlicher Interaktion im Feld. Ein
digitaler Naturalismus der diese Orientierung in die Onlineforschung bringt kann vermeiden
dass verbreitete Außendeutungen die ein Verständnis digitaler Kulturen regulär häufig eher
behindern über methodische Umwege zurück in die Forschung gelangen.