Jeremias Herberg problematisiert die Fachkräftemangeldebatte in einer 2. korrigierten Auflage
neu. Drei Fallstudien über pädagogisch-ökonomische Kooperationsbemühungen entlarven die
steuerungsoptimistische Vorstellung von Zufluss und Abfluss als wirkmächtigen Trugschluss: In
der Wirtschaftsregion San Francisco in deutschen MINT-Regionen und in der 'Zukunftswerkstatt
Buchholz' wird das vermeintliche Angebot-Nachfrage-Defizit aktuell zum Handlungsmotiv für
intermediäre Organisationen. Diese stellen Querverbindungen zwischen Wirtschaftsregion und
Bildungsarbeit her und bewirken so 'transversale Felder' welche hier feldtheoretisch
konzipiert werden. Sie befördern aber auch einen sozialräumlichen Ökonomisierungsprozess der
die Lösungsverantwortung für Wirtschaftsprobleme auf regionale Bildungsarbeit abwälzt.
Kurzfristige und mit Machtasymmetrien belastete Koordinationsversuche sind folglich Ausdruck
und Fortsetzung einer langfristigen Desintegration von Wohlfahrt und Wirtschaftswachstum - die
Fachkräftemangeldebatte ein Nachhaltigkeitsproblem.