Geld ist heute ein sachlich zeitlich und sozial ubiquitäres Phänomen. Es fällt schwer - trotz
sich verstetigender Finanz- und Wirtschaftskrisen in der jüngeren Vergangenheit - sich Geld
wegzudenken oder sich auch nur ein anderes Geld(-system) zu denken. Diese Ubiquität steht im
Kontrast zu einer hochgradig selektiven wissenschaftlichen Behandlung die es verunmöglicht
den kultur-evolutionären Stellenwert des Geldes adäquat abzuschätzen. Die neoklassische
Ökonomik ist durch eine (seit Adam Smith kolportierte) tauschtheoretische Engführung von Geld
limitiert. Geld gilt dort strukturell als auch verteilungspolitisch weithin als neutral also
nicht als evolutionärer Mechanismus aus eigenem Recht. Die Neue Wirtschaftssoziologie hat zwar
zu Recht den Modellplatonismus der Mainstream-Ökonomik kritisiert und auf die soziale
Einbettung der Wirtschaft hingewiesen. Sie hat es in diesem Zuge aber nicht zu einer
eigenständigen Geldtheorie gebracht. Das Buch präsentiert Überlegungen zu einer
interdisziplinär informierten soziologischen Geldtheorie in kultur-evolutionärer Absicht. In
zwei historischen Studien (zu Mesopotamien ab dem vierten Jahrtausend v.u.Z. sowie zum
Griechenland des ersten Jahrtausends v.u.Z.) werden die koevolutionären Prozesse von
Geldentwicklung Schriftentwicklung und Rationalitätsentwicklung detailliert rekonstruiert.
Einer solchen Forschungsperspektive gelingt es die in der Soziologie etablierte problematische
Dichotomie von Einbettungs- und Ausdifferenzierungsparadigmen durch eine integrative
Perspektive zu überwinden und aufzuheben.