In diesem Open-Access-Buch wird die subjektive Wahrnehmung und Bewältigung von Armut im Kontext
der strukturellen Einbindung der Betroffenen konzeptualisiert und erfasst. In einer reichen
Gesellschaft arm zu sein bedeutet nicht nur ein materielles Problem sondern auch die
Infragestellung der sozialen und gesellschaftlichen Zugehörigkeit der Betroffenen. Um dem zu
entgehen sind die Akteure auf voneinander abgrenzbare Kontexte in ihrem Netzwerk angewiesen
in denen sie Anerkennung und Teilhabe generieren können. Wer in dieser Lage auf sich selbst
zurückgeworfen ist erfährt Armut als die Zerstörung seiner bzw. ihrer Identität als
respektables Mitglied der Gesellschaft. Der Kampf gegen die Armut darf daher nicht gegen die
Armen geführt werden sondern muss ein Kampf um Orte und Gelegenheiten sein an denen wir
zeigen können dass es (auch) auf uns ankommt. Es zeigt sich dass materielle Knappheit in
Abhängigkeit der sozialen Einbindung unterschiedlich wahrgenommen wird. Die Bewältigungschancen
verschlechtern sich je weniger Gelegenheitsstrukturen zur Erreichung von Anerkennung und
Teilhabe den Befragten in ihrem sozial-räumlichen Umfeld zur Verfügung stehen.