In diesem Open-Access-Buch steht der akademische Group-Talk als Format der
wissenschaftsinternen Wissenskommunikation im Fokus. Group-Talk ist die Feldbezeichnung für das
wöchentliche Arbeitstreffen einer teilnehmend beobachteten Forschungsgruppe in der
Computational Neuroscience (CNS). Dass (soziale) Wirklichkeit in Interaktionsprozessen erzeugt
und institutionalisiert wird ist eine aus der Wissenssoziologie bzw. dem
Sozialkonstruktivismus bereits wohlbekannte Erkenntnis. Dass diese Erzeugung maßgeblich durch
kommunikatives Handeln prozessiert wird ist spätestens seit dem Kommunikativen
Konstruktivismus bekannt. Zentral in vorliegender Analyse ist daher die spezifische Form des
kommunikativen Handelns das besondere Format in dem die CNS als relativ junger und
interdisziplinärer Forschungskontext von den disziplinär heterogenen Wissenschaftler -innen im
Feld kommunikativ (re-)konstruiert wird. Die wissenssoziologische Gattungsanalyse dient dabei
dazu den reinen Situationalismus zu überschreiten und die soziologische Mikroanalyse (Handeln)
vor dem Hintergrund einer fokussiert-ethnographischen Feldstudie mit gesellschaftlichen
Emergenzphänomenen auf Meso- und Makroebene zu verknüpfen. Erst diese systematische Verbindung
des direkt beobachtbaren Wie der Kommunikation mit dem durch ethnographisches Wissen
rekonstruierten Warum überschreitet den Horizont reiner Beschreibung und führt in die Bereiche
des soziologischen Verstehens und Erklärens.