Mit der Wiedervereinigung schien die deutsche Frage welche bis 1990 über Jahrhunderte das
europäische Mächtegleichgewicht bestimmt hatte eine endgültige Antwort erhalten zu haben da
das Land in der Mitte des Kontinents erstmals in seiner Geschichte von Freunden umzingelt war.
Spätestens mit dem Aufkommen der Eurokrise verdeutlichte sich jedoch dass die Größe und Stärke
des vereinten Deutschlands innerhalb Europas weiterhin als ambivalent wahrgenommen wurde:
Einerseits kam es nicht umher als unverzichtbare Nation die Initiative zu übernehmen
gleichzeitig wurde es aber verdächtigt hegemoniale Ambitionen an den Tag zu legen. Luc Kerren
zeigt in diesem Buch dass dieses Muster in der Folge ebenfalls während der Migrationskrise
2015 16 sowie im Verhältnis zu Russland zu beobachten war. Somit ist auch die Berliner Republik
mit der Herausforderung konfrontiert innerhalb Europas die Balance zu wahren: Zwischen einer
rücksichtslosen Führung und einer führungslosen Rücksicht.