Postkoloniale Ansätze in der Ethnologie zeichnen sich durch eine kritische Reflexion der
eigenen Wissenschaftsgeschichte aus und denken dabei theoretische und methodologische Ansätze
des Faches weiter. Sie laden dazu ein sich kritisch mit der Verstrickung der Disziplin in
koloniale Prozesse und der Aufrechterhaltung von ungleichen Machtstrukturen
auseinanderzusetzen. Postkoloniale Ansätze hinterfragen die Autorität ethnologischer
Wissenskonstruktion und die damit verbundene Repräsentation des kulturell ¿Anderen¿ sowie des
¿Eigenen¿. Darüber hinaus lenkt eine postkoloniale Ethnologie den Blick auf transkulturelle
Verflechtungen etwa lokale Interpretationen globaler Symbole und Praktiken. Damit
destabilisiert sie vermeintlich ¿universale¿ Erklärungsmuster und Konzepte verortet sie in
Zeit und Raum. Die Beiträge in diesem Judith Schlehe gewidmeten Sammelband veranschaulichen
welche fruchtbaren Implikationen ein postkolonialer Impetus für die ethnologische Forschung
Theorie und Praxis bereithalten kann. Angelehnt an die von Judith Schlehe entwickelte
¿Tandem¿-Forschung stellen die AutorInnen in ihren eigenen Studien kollaborative und kulturell
reziproke Prozesse vor. Sie zeigen alternative Deutungen zu ¿westlichen¿ Sichtweisen auf und
verdeutlichen deren Relevanz für das Fach.