Otto Blumenthals Karriere war geprägt von Glück und Tragik. Als erster Doktorand wie auch
Biograph David Hilberts stand er dem berühmten Göttinger Milieu sehr nah. Er wirkte fast drei
Jahrzehnte an der Technischen Hochschule Aachen wo er mit Kollegen wie Arnold Sommerfeld
Theodor von Kármán und Erich Trefftz zusammenarbeitete. Als ein weltoffener Geist pflegte
Blumenthal viele Freundschaften mit ausländischen Mathematikern. Diese Haltung machte ihn aber
zu einem Staatsfeind in den Augen der rechtsradikalen Aachener Studentenschaft und er verlor
1933 wegen angeblicher politischer Unzuverlässigkeit seine Professur. Nach jahrelangen
vergeblichen Versuchen eine Stelle im Ausland zu erhalten floh er 1939 nach Holland. Mit der
deutschen Besetzung des Landes ab 1940 wurde aber die Lage dort für ihn und seine Frau immer
unerträglicher. Nach ihrer Internierung verstarb seine Frau 1943 in einem holländischen Lager.
Er selber kam 1944 in Theresienstadt ums Leben.Dieser zweite Band macht eine Vielzahl von
Schriften und Briefen Otto Blumenthals aus dem Zeitraum 1919-1944 zugänglich. Er beginnt mit
einem Essay über Blumenthals Leben für die Mathematik. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war seine
Tätigkeit als Redakteur der Mathematischen Annalen. In den 1920er Jahren wurde die
wissenschaftliche Arbeit in Deutschland allerdings stark von wirtschaftlichen und politischen
Problemen beeinträchtigt. Sehr belastend war der von den Siegermächten verhängte
wissenschaftliche Boykott durch den versucht wurde die internationale Zusammenarbeit ohne
Beteiligung deutscher Wissenschaftler neu zu organisieren. Diese gespannte Atmosphäre führte zu
Konflikten innerhalb der Annalen-Redaktion die 1928 in einem offenen Machtkampf zwischen
Hilbert und L.E.J. Brouwer gipfelten. Blumenthals Verhältnis zu beiden Kontrahenten wie auch
seine zentrale Rolle in diesem Konflikt werden neben anderen Themen ausführlich dokumentiert
und kommentiert.